Es ist 5:45 Uhr und mein Wecker klingelt.
Aufstehen, frühstücken und hinein in die Arbeitsklamotten. Latzhose, Sport-BH, Shirt, Baumwolljacke und natürlich Skiunterwäsche. Es ist März, aber immer noch zu kalt um auf der Baustelle ohne lange Strumpfhosen länger als 20 Minuten zu überleben.
Ich bin Lehrling.
Mein Lehrberuf hiefl früher mal Schlosser, aber das Arbeitsamt, nein, die Arbeitsagentur, denkt sich gerne neue Berufsbezeichnungen aus. Also werde ich später mal nicht Schlosserin, sondern Metallbauerin. Fachrichtung Konstruktionstechnik.
Und da Metallbauer nun mal fast immer männliche Zeitgenossen sind, gibt es in meinem Leben zur Zeit fast ausschliesslich Männer.
Aber wir leben ja zum Glück in einer Gesellschaft in der Frauen emanzipiert und der moderne Mann selbstredend das aufgeschlossenste Wesen unter der Sonne ist. Ich wage hiermit eine provokative Spekulation, auch auf die Gefahr hin die Männerwelt gegen mich aufzubringen, aber ich fürchte doch das es da tatsächlich Ausnahmen gibt.
Männer denen man Ihre tiefgründige Unterstützung und Akzeptanz für (hach…ich liebe diesen Ausdruck) „Frauen in männerdominierten Berufen“ nicht so ganz glauben will. Und wo es schon unter den Männern kaum abtrünnige Schafe gibt die den Pfand der Emanzipation skeptisch beäugen, da scheint es natürlich geradezu undenkbar das es eventuell , ganz vielleicht, Frauen geben könnte die ihren Brötchenverdienern da recht geben.
Diese kleinen Theorien möchte ich der Welt unterjubeln.
Die Hoffnung das vielleicht die eine oder andere Frau die sich auch auf das, zwar zum Teil erforschte, aber doch noch so unbekannte Territorium der Männerberufe wagt, in meinen Erfahrungen etwas wiederfindet oder entdeckt.
Es ist nicht mein Anliegen zur Verurteilen, ich möchte aufzeigen. Ein Bild von einer Realität die mir selbst manchmal so unwirklich vorkommt.
Zum Teil liegt mein Ansporn hierzu in einem Mangel an Weiblichem in meinem Leben begründet. Mit der Zeit wuchs dieser Mangel zu einem Bedürfnis heran das in mir den Drang weckte mich mit anderen Frauen in ähnlichen Situationen auszutauschen, von Ihnen lernen zu können. Gefunden hab ich bisher leider noch keine.
„Einfach machen“. Das sagte vor kurzem der Altgeselle in unserer Werkstatt zu mir. Zwar meinte er etwas völlig anderes, aber es hat seinen Effekt nicht verfehlt.