Ein Gitarrenladen! Ein Schuhladen! Ein Unterwäscheladen! Ein Friseur?

Geht man zum Friseur, hat man meist eine gute Vorstellung davon, was einen dort erwartet. Denn auch, wenn die Frisur hinterher vielleicht anders aussieht als geplant, so ist doch einigermaßen klar, wie es dazu kommen wird.
Man geht in den Salon, vielleicht mit Termin, man wartet, blättert eine Illustrierte durch, setzt sich in den Frisierstuhl, erzählt was man haben möchte und bekommt die Haare geschnitten, gefärbt, gelockt.
Aber wie darf man sich das „exklusive Friseurerlebnis“ des „Hairdresser“ La Melena vorstellen, das mit einer Frau im spitzenbesetzten Body beworben wird? Höchst wahrscheinlich gibt es kurze konzertartige Auftritte von der Frau, die so lässig die Gitarre auf der Schulter trägt. Ich stelle mir eine kleine Bühne in einer Ecke des Salons vor, die ich vom Frisierstuhl aus gut sehen kann. Die Frau mit den High Heels sitzt auf einem Hocker und spielt Gitarre. Damit wird der althergebrachte Smalltalk mit dem Friseur überflüßig. Als Kunde habe ich dann was zu kucken und zu hören, und der Friseur muss nicht reden, sondern kann sich auf seine Arbeit konzentrieren.
Auf der Homepage des Salons ist kein Hinweis auf dieses „exklusive Friseurerlebnis“ zu finden.
Aber vielleicht verstehe ich das auch ganz falsch und die Frau ist einfach nur ein billiger Blickfang. Warum dann aber kein Mann, der in Unterwäsche und mit Gitarre auf der Schulter sowie schicken Schuhen den Friseur bewirbt? Das kann doch auch gut aussehen! Aber das wäre ja albern. Warum sollte man denn mit einem halb nackten Mann einen Friseur bewerben?
Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass die Gitarre „eher als Accessoire“ gedacht war um „einen bestimmten Lebensstil“ auszudrücken. Ansonsten ginge es generell um „aufmerksamkeitsstarke Bilder“ die „zum Thema Mode und Style“ passen. Auf die Frage, ob der Salon sich das Plakat auch mit einem halbnackten Mann mit Gitarre und schicken Herrenschuhen vorstellen könne, lautete die Antwort, dass man sich einen „Mann in analoger Pose“ durchaus für die Kampagne vorstellen könne. Weiterhin ginge es ja um die „Transportierung von Themen wie Schönheit, Modebewusstsein und Ästhetik“ und diese seien „absolut Geschlechtsneutral.“. Und man werde bei zukünftigen Werbemotiven „selbstverständlich noch genauer auf das zu recht sehr sensible von Ihnen genannte Thema acht geben“.
Unterm Strich also heisse Luft und nettes Gerede. Die Frau auf dem Plakat ist und bleibt ein Objekt, das als Blickfang verwendet wird: Mit der impliziten These „Sex sells“.